Text und Bild: Franz Völkl
Oberbernrieth. Genau 16 Wochen dauerte es bis aus einer Idee, die in der Pergola am Kramerhof in Oberbernrieth entstand, Realität wurde und eine Glocke nun das Anwesen ziert. Dort wo vor vielen Jahren die Pfarrkirche der damaligen Pfarrei Bernrieth stand, wurde nun auf Initiative von Christian Müller, dem Schornsteinfegermeister vom Kramerhof in Oberbernrieth, ein Glockenturm samt Glocke errichtet und geweiht. Unter den Klängen der Glocke, die Müller selbst läutete, sang am Samstagabend der Waldthurner Pfarrer Norbert Götz und die Müllerfamilie das „Großer Gott wir loben Dich“. Der Geistliche hatte zuvor die Glocke dem Heiligen Leonhard, der auch als Bauernpatron gilt, geweiht. „Herr, segne alle, zu denen der Ruf der Glocke reicht“, sprach Götz.
Müller dankte seiner großen Familie für die Unterstützung wenn „der Kleine mal wieder eine Idee hat“. Besonders dankte er den beiden „Glockenbaumeistern“ seinem Onkel Werner Müller vom Waldthurner Badeweiher, er hatte die Holzbauarbeiten übernommen und dem Vater von seiner Freundin Katharina, Gerhard Bauer, der die Metallarbeiten übernommen hatte.
Am Samstagvormittag war Thomas Riedl mit seinem Holzkran gekommen, um den perfekt eingeblechten und gebauten Turm samt Glocke in zentimetergenauer Filigranarbeit über das geöffnete Dach der Scheune zu heben und in die vorbereitete Öffnung zu fädeln. Vorarbeit hatten neben dem 22-jährigen „Jungkramer“ Christian auch sein Papa Ernst, Onkel Werner, und Bruder Michael geleistet. Aus sicherer Entfernung durften natürlich die Kommentare des Seniors des Hofs, Josef Müller – der Kramer Sepp – nicht fehlen, dem die Freude förmlich ins Gesicht geschrieben war. Insgesamt habe man um die 120 Arbeitsstunden eingesetzt, um das Dach zu öffnen, den Glockenstuhl, der oben
130 Zentimeter und unten 90 Zentimeter Durchmesser misst, zu erstellen. „Bei der 20 Kilogramm schweren Glocke handelt es sich um eine ehemalige Feuerglocke aus Messing, die vor 20 Jahren ein Urlauber aus Münster mit in die Oberpfalz nach Oberbernrieth gebracht hat“, erklärte Schornsteinfeger Christian. Das Geläut dürfte laut der Glockengießerei Perner in Passau um 1900 gegossen worden sein.
Am heutigen Kramerhof hatte die Pfarrkirche der Pfarrei Bernrieth gestanden. Das Gotteshaus zu Bernrieth ist wohl am Anfang des 14. Jahrhunderts erbaut worden. Es befand sich an der Stelle des Anwesens der Familie Müller („Kramer“), früher Hausnummer 3. „Die Kirche war eine nach Osten ausgerichtete Turmkirche, das heißt, der Hochaltar befand sich im Turm“, so Christian Müller.
Nachbar und Heimatpfleger Georg Schmidbauer erklärte, dass die Pfarrei Bernrieth schon in den frühesten Pfarreienverzeichnissen der Diözese Regensburg als „Pernreuth“ genannt wurde. Ebenso erscheint Bernrieth im Testament des Dobberhozz von Waldau auf Waldthurn vom Jahre 1396, der an die vier Kirchen in der Herrschaft Waldthurn, nämlich Lenhartsreuth (Lennesrieth), Pernreuth (Bernrieth), Varnberg (Fahrenberg) und Waldkirchen (Waldkirch) 600 Gulden vermachte. Bei der Kirche in Bernrieth (Bernreuth) wird auch ein gemauerter Kirchhof (Friedhof) genannt, sowie ein Leutpriester (Pfarrer). In einem Visitationsprotokoll von 1508 heißt es erstmals, dass in Pernrewt – Bernrieth – Pater Leonhard aus dem Kloster Varnberg (Fahrenberg) geistlich agierte. Im Rahmen eines Bauernaufstandes im Jahre 1524 wurden das Kloster auf dem Fahrenberg und die Pfarrkirche zu Bernrieth zerstört. Schon zwei Jahre später wird Bernrieth nicht mehr als eigene Pfarrei erwähnt, sie war 1526 also vor 494 Jahren in die Pfarrei Lennesrieth eingegliedert worden.
„In Erinnerung an Pater Leonhard haben wir diese Glocke dem Heiligen Leonhard geweiht. Ihr Klang wird jeweils an Sonn- und Feiertagen Mittags um 12 Uhr Richtung Fahrenberg und ins weite Tal zu hören sein“, erklärte der junge Kramer weiter.