Kriegerdenkmal und Friedensbaum in Waldthurn und – 150 Jahre alte Linde

Text und Bild: Franz Völkl

Oberbernrieth. Vor exakt 150 Jahren entstanden wegen der spanischen Thronfolge massive Spannungen zwischen Frankreich und Preußen, die schließlich am 19. Juli 1870 den französischen Kaiser Napoleon III. veranlassten, Preußen und dem mit ihm verbündeten norddeutschen Bund den Krieg zu erklären.

Die süddeutschen Staaten, Bayern, Württemberg und Hessen traten gegen die Erwartung Napoleons in den Krieg mit ein. Innerhalb weniger Wochen wurden die französischen Armeen besiegt und nach der Schlacht bei Sedan am 2. September ging Napoleon in preußische Gefangenschaft. Eine provisorische französische Regierung rief die Republik aus und setzte den Kampf fort, doch gingen fast alle Schlachten für Frankreich verloren. Am 28. Januar 1871 wurde im Spiegelsaal des Schlosses Versailles das II. Deutsche Reich mit dem preußischen König Wilhelm I. als Kaiser ausgerufen. Am 26. Februar 1871 wurde mit der französischen Regierung der Vorfriede von Versailles geschlossen, dem dann am 10. Mai der endgültige Friedensschluss folgte.

Bayern hatte sich am Krieg mit 50 000 Mann Infanterie, 5 500 Mann Kavallerie und 192 Geschützen beteiligt. Diese kurze geschichtliche Exkursion von Georg Schmidbauer führt in der Region auf ein Kriegerdenkmal und einen Friedensbaum hin. Auch aus Waldthurn und Umgebung musste eine ganze Reihe von Männern in den Krieg ziehen. Zu ihrer Ehre wurde 1874 ein Kriegerdenkmal errichtet, das bis 1961 am Marktplatz stand, dann in den Friedhof versetzt wurde und seinen endgültigen Standort an der Ostmauer des neuen Friedhofs gefunden hat. Das kunstvolle Denkmal besteht aus drei Teilen: Aus einem Untersockel, einem Mittelstück und einem Kopfstück in der Form eines Obelisken mit Kreuz und Krone. Die Gesamthöhe beträgt 3,65 m. An der Frontseite des Mittelstücks befindet sich die Inschrift: Den tapferen Kriegern von Waldthurn und Umgebung. Auf der Rückseite sowie links und rechts sind Kriegsteilnehmer zu lesen. Das Kriegerdenkmal wurde auch in die bayerische Denkmalliste aufgenommen. So besitzt Waldthurn ein Denkmal, das an das blutige Ringen der deutschen Staaten mit dem damaligen „Erbfeind“ Frankreich erinnert und das in den nächsten Wochen restauriert werden wird. Der Markt Waldthurn ist sich seiner Historie bewusst.

Noch eine zweite Erinnerung an diesen Krieg ist in der Marktgemeinde Waldthurn zu finden, nämlich in Oberbemrieth. Nach dem Sieg über Frankreich erfasste eine Welle der Begeisterung das neue deutsche Reich, die bis in die kleinsten Dörfer drang. Auch der damalige Oberbernriether Schullehrer Josef Schwarzmeier ließ sich davon anstecken und beschloss, mit seinen Schulkindern einen „Friedensbaum“ zu pflanzen. Auf dem „Kellerhäusel“ wurde noch im Mai laut der Oberbernriether Schulchronik das Vorhaben in die Tat umgesetzt. Die heute mächtige Linde musste zwar wegen Unfallgefahr ziemlich gestutzt werden, doch der Stamm blieb stehen. Vor kurzem wurde nun im Beisein von Bürgermeister Josef Beimler ein von der Familie Müller gestiftetes Gedenktäfelchen angebracht. Auf einer 25 x 15 cm großen fein geschliffenen Granitplatte ist ein Schildchen (19×9 cm) angebracht mit der Aufschrift: Friedensbaum. Gepflanzt 1871. So erinnert auch diese Gedenktafel vor dem neuen Schulhaus an das kriegerische Ereignis, das sich 1920/21 zum 150. Mal jährt.