Fürst Jaroslav von Lobkowicz (Fünfter von links) enthüllt eine der zehn Tafeln des Waldthurner Geschichtsweges, auf der „Die goldene Waldthurner Zeit“ mit seinen Vorfahren beschrieben wird.

Mit LandKULTUR eine Reise in die Vergangenheit von Waldthurn – Geschichtsweg Waldthurn rund um den Badeweiher

Text und Bilder: Franz Völkl

Waldthurn. „Welcher Bürgermeister kann schon zu einem Festakt sein eigenes Fürstenpaar begrüßen“, scherzte Bürgermeister Josef Beimler bei der Segnung und Bestimmungsübergabe des Geschichtswegs Waldthurn am Badeweihergelände. Das Fürstenpaar Elisabeth und Jaroslav von Lobkowicz war aus dem knapp 100 Kilometer entfernten tschechischen Krimice am Rande von Pilsen angereist, um den durch LandKULTUR Waldthurn entwickelten Geschichtsweg offiziell der Bestimmung zu übergeben.

„Rock meets classic“ ertönte über den Badeweiherareal, viele Gäste waren gekommen, die Begrüßung des Bürgermeisters per QR Code wurde über Lautsprecher eingespielt. „Tauchen sie in die Geschichte von Waldthurn ein“, sagte Beimler zu den vielen Festgästen. Josef Forster fungierte bei herrlichem Sonnenschein als Moderator und Regisseur des Festaktes. Auch verschiedene Badegäste verfolgten entspannt, aber doch gespannt diese Bestimmungsübergabe, bei der hochrangige Gäste gekommen waren.

Um den Badeweiher sind im Rahmen des Geschichtswegs insgesamt zehn Schautafeln verteilt, die mit kurzen prägnanten Texten und Bildern über die abwechslungsreiche Geschichte des Waldthurner Landes von der Steinzeit bis zur Gebietsreform berichten. Der Geschichtsweg Waldthurn ist im Rahmen des Förderprogramms LandKULTUR Waldthurn des Bundesministeriums für Ernährung Landwirtschaft und Forsten entstanden. Die Gesamtgestaltung lag in den Händen von Josef Forster, die Texte lieferte Georg Schmidbauer und bei jeder Tafel sind abwechslungsreiche Hörerlebnisse per QR – Code abrufbar.

Rund um den Waldthurner Badeweiher wurden die 10 Tafeln des Waldthurner Geschichtsweges installiert.

Pfarrer Norbert Götz erteilte für den Geschichtsweg den Segen Gottes, Markträtin Maria Greim sprach die Fürbitten und Marktrat Georg Stahl die Lesung. Der Vorsitzende des Heimatkundlichen Arbeitskreises (HAK) Georg Schmidbauer erklärte kurz die wichtigen Stationen der reichen Waldthurner Geschichte und wie der HAK diese auch erleb- und erfahrbar machte. „Der Clou ist, dass bei jeder Bild- und Texttafel ein QR-Code angebracht sei, der in amüsanter Form noch weitere Details ergänzt“. Schmidbauer stellte Forster heraus, der mit seinem umfangreichen Wissen und technischen Können der Ideengeber des Geschichtsweges sei und jede Tafel zu einem Erlebnis gemacht habe. „Der gesamte Geschichtsweg, von der Idee, den Bildern, den Texten, den Arbeiten des HAK bis hin zur Fertigung der Tafeln die durch die Metallbaufirma Stubenrauch und das Aufstellen durch den agilen Bauhof ist waldthurnerisch“, ergänzte Forster.

Der Fürst aus Tschechien enthüllte die Lobkowitzer -Tafel. „Ich war das erste Mal vor 40 Jahren in Waldthurn – damals war man hier mit dem Eisernen Vorhang praktisch am Ende der Welt“. Waldthurn sei nun viel schöner geworden dank der Menschen hier und allen, die sich um diesen Landstrich kümmern“, sagte der fast 80-jährige Fürst. Der Titel des Buches von Franz Bergler aus dem Jahr 2014 „Im Dienste der Heimat“ werde hier in und um Waldthurn mit Leben gefüllt, stellte Regierungsvizepräsident Florian Luderschmid fest.

„Wenn man zwei Kulturpreisträger des Landkreises in einem Ort hat, dann muss beim `Anzapfen eines Kulturtopfes` was rauskommen. Forster und Schmidbauer sprudeln vor Ideen und geben dies auch weiter“, schwärmte stellv. Landrätin Margit Kirzinger. Bezirkstagsvizepräsident Lothar Höher studierte die einzelnen Tafeln sehr intensiv und zeigte sich begeistert. MdL Stephan Oetzinger sagte, Geschichte habe oft das Image, etwas angestaubt zu sein – hier werde sie mit moderner Methodik greifbar gemacht.

Folgende Stationen bietet der Geschichtsweg Waldthurn:

  1. Einleitung, tabellarischer Verlauf der Geschichte Waldthurns und der Ortsteile, Lageplan und das gesprochene Grußwort des Bürgermeisters (QR-Code).
  2. Steinzeit, erste Besiedlung nach der Eiszeit, Foto eines Teils der Fundstücke von Franz Bergler, Lageplan mit den Fundstellen, Leben der Menschen.
  3. Erste Nennung von Waldthurn, Erste Burg auf dem Thurnbühl, Aussehen einer Turmhügelburg (genannt Motte), Name Waldthurn, 1217 Friedrich von Walturn und Sohn Ulrich, Erstnennung, Wappen.
  4. Mittelalter, Burgenbau, erstes Schloss in Waldthurn als große Anlage mit 2 Vorhöfen, Meierei, Mühle, Schäferei, Darstellungen der Burg.
  5. Markterhebung, alles was zum Markt gehört. Entwicklung im Schutz der Burg, Bedeutung für den Ort (Status, Märkte, Verwaltung).
  6. Kriegszeiten und Katastrophen, Hussitenüberfall 1425, 30-jähriger Krieg, Befestigung mit Toren, Brände, Leiden der Bevölkerung.
  7. Fahrenberg, Geschichte der Wallfahrt, Kirche und Kapelle
  8. Kirche Waldthurn vor und nach der Renovierung, Wehrkirche Lennesrieth, Kapelle St. Jost in Waldthurn, Pfarrverlegung 1685.
  9. Neues Schloss, Lobkowitz, 1666 Beginn des „goldenen Zeitalters“, Waldthurn als wichtiger Verwaltungsmittelpunkt, Bau des neuen Schlosses.
  10. Gebietsreform, Großgemeinde Waldthurn, eingemeindete Ortsteile, Verwaltungsgemeinschaft Pleystein.