G`schriem wej g´redt – Mundart aus Waldthurn

Text und Bilder: Franz Völkl

Waldthurn. Das zweite Heft des Heimatkundlichen Arbeitskreises Waldthurn handelt von der Mundart, genauer gesagt von der Mundart in der Region um den Fahrenberg. Das Büchlein enthält Gedichte, Geschichten, Lebensweisheiten, Sprichwörter, Zitate und vieles mehr aus Waldthurn und der Oberpfalz, erzählt mit Humor und Gefühl von Mitgliedern des HAK, ergänzt mit „Sprichwörtern des Volkes“ von Franz Xaver Schönwerth.

Bereits zum zweiten Mal muss der Heimatkundliche Arbeitskreis (HAK) eine neue Broschüre ohne Publikum vorstellen. Dabei gäbe es gerade zur mundartlichen Schreibwese der oberpfälzer Sprache vieles zu erzählen und erklären. Wie der Vorsitzende Georg Schmidbauer im Vorwort ausführt, zählt zu den Zielsetzungen des Heimatkundlichen Arbeitskreises auch die Pflege des bodenständigen Dialekts.

Gerade in unserer schnelllebigen Zeit droht dieses wertvolle Kulturgut und Identitätsmerkmal immer mehr zu verschwinden. Dem möchte der Arbeitskreis mit seinem Dialektheft entgegenwirken und die Schönheit und den Reichtum unserer heimatlichen Mundart bewusst machen. Dazu zitiert er den Regensburger Universitätsprofessor und Dialektforscher Dr. Ludwig Zehetner der betont: „unser Dialekt ist besonders wertvoll, weil er ein respektables Alter aufweist und aufschlussreiche Einblicke in die Sprachgeschichte erlaubt. Es gilt, ihn zu pflegen und zu erhalten“.

Das Heft steht unter dem Motto:

Lebensgefühl Oberpfalz – einfach guat!

Wir können alles – auch Hochdeutsch – aber nur wenn wir auch wollen!

Owapfälzisch is wej Latein – nea de Best´n kinnas richtig!

Mia ren a wengl anders, a a bisserl falsch, owa des moust a kinna!

Humor ham ma a – blos vastejt nan halt nieat a jeda!

Gar nicht so einfach war es laut zweitem Vorsitzenden Josef Forster, der das Heft wieder gestaltete, den Titel „G`schriem wej gredt“ einigermaßen einheitlich umzusetzen. Laut Definition ist der Dialekt oder die Mundart die regionale Variante einer Sprache und die ist in der Oberpfalz sehr vielfältig.

Fast jeder Ort in der Oberpfalz pflegt seine eigene Aussprache. Wenn es auch manchmal nur Nuancen sind, sind vor allem die Betonung der Selbstlaute oder der Silbenendungen unterschiedlich, was die Umsetzung in die Schriftform sehr erschwert. Es gibt eine Vielzahl von Veröffentlichungen, die im oberpfälzer Dialekt geschrieben wurden. Teilweise sind sie sehr schwer zu lesen und für Nichtoberpfälzer manchmal gar nicht verständlich. Da es keine einheitliche Schreibweise der oberpfälzer Sprache gibt, und auch kaum geben kann, haben sich die Mitglieder bemüht, eine eigene Schreibweise mit örtlichem Bezug zu finden, um den Lesern oder Leserinnen ein einfaches und komfortables Genießen der Broschüre zu ermöglichen.

Ein paar Beispiele:

A Owapfälzer red niat so vüül, z.B.:

Hochdeutsch: „Auch wenn ich nicht verstehe, was du willst, werde ich deinem Wunsch, wenn auch widerwillig, entsprechen, damit ich wieder meine Ruhe habe.“

Owapfälzisch: „Wennst moinst“

Hunger und Durscht

Gastgeber an Gast: 

Host an Hunga, Durscht hejst äwa a. Host nu nix gessn, setz di her und iss a wengl wos.

Dialog mit dem Gast, der höflichkeitshalber erst einmal ablehnt:

An guadn. Glang fei zou, s`glangt fier alle;

Dank schej, i ho scho wos gessn;

Na a bisserl gejt scha nu ei;

Also guat, weils gor so guat schmeckt;

Des dabagst scho leicht nu;

Oi Beja gejt scho a nu; Na, i mou nu hamfoarn.

Owapfälzer Dreisatz

Erscht dejn ma mal nix! – Dann mejn ma mal schaung! – Und dann wearn ma´s scho seng!

Der Inhalt wechselt zwischen unterhaltsamen und humorvollen Beiträgen, Gedichten und Geschichten, aber auch sprachlichen Besonderheiten. So steuerte Georg Schmidbauer unter anderem grammatikalische Grundregeln, einen Beitrag zu „Affe und iwe“, Dialog in Bayerisch, drei Dorfvaterunser aus Lennesrieth, Spielberg und Bernrieth, Sprichwörter und Rätsel bei. Von Herbert Kick stammen allein 13 Gedichte, von Rainer Sollfrank elf Gedichte und ein „Oberpfälzer Sprachduden“. Ein Bericht erinnert an die letzte Veranstaltung im Januar beim Kominowski, bei dem unter anderem die beiden „Krenweiber“ Andrea Götz und Steffi Daubenmerkl über das Hauschlachten berichteten. Von Franz Wittmann stammt der Beitrag, wie der Lokführer beim steilen Anstieg von Ottenrieth nach Grafenreuth auf oberpfälzisch um Hilfe flehte. Josef Forster und Angela Bodensteiner sammelten Sprüche und Lebensweisheiten.

Die letzten Seiten gehören Franz Xaver von Schönwerth, dem vor kurzem ein eigener Brunnen in der Gemeinde gewidmet wurde. Im Jahr 1873 erschien bei der Druckerei Joseph Mayr, Stadtamhof, seine Sammlung von Sprichwörtern in der oberpfälzer Mundart. Geschrieben nach der Aussprache Mitte des 19. Jahrhunderts, ist sie für uns manchmal schwer zu lesen. Sie ist aber ein wertvolles Zeugnis über unsere damalige Muttersprache und deren Entwicklung in die heutige Zeit.

Die Broschüre kostet 5,00 Euro und ist bei den bekannten Vorverkaufsstellen in Waldthurn erhältlich (Marktladen, Gemeindevertung, Raiffeisenbank, Metzgerei Bergler).