Bisher namenloser Brunnen heißt nun Schönwerth-Brunnen

Text: Franz Völkl – Bilder: Franz Völkl, Rainer Sollfrank

Oberbernrieth. „Einem großen Landsmann, dem Oberpfälzer Volkskundler Franz-Xaver Schönwerth wollen wir heute diesen bisher namenlosen und fälschlicherweise als Schnabelbrunnen bezeichneten wunderschönen Brunnen widmen“, sagte der Vorsitzende des Heimatkundlichen Arbeitskreises (HAK) und Heimatforscher Georg Schmidbauer aus Oberbernrieth.

Die Inschrift am Schönwert-Brunnen.

Die Marktgemeinde hatte zum Festakt der offiziellen Einweihung mit Anbringen von Schönwerth-Tafeln an die Straße von Waldthurn nach Oberbernrieth eingeladen. Trotz eines kalten böhmischen Windes waren bei herrlichem Sonnenschein viele Gäste gekommen, unter ihnen der Ersteller der neu gestalteten Brunnentafeln Josef Forster, Mitglieder des HAK und Johann Maurer aus Neuenhammer, der Beisitzer der Schönwerth-Gesellschaft ist. „Ich gratuliere zu diesem schönen Brunnen, der auch Werbung für unseren Schönwerth-Sagenweg in Neuenhammer ist“, schwärmte Maurer.

Georg Maurer, Bürgermeister Josef Beimler, die Initiatoren Georg Schmidbauer und Josef Forster sowie Petra Reil (von links nach rechts)

Schmidbauer hielt vor der Enthüllung des Brunnens und der Schönwerth-Tafeln durch Bürgermeister Beimler und Maurer die Laudatio. Er habe sich schon oft beim Vorbeifahren gewundert, warum dieser hübsche Brunnen, der auch ideal zum Verweilen einlädt, keinen Namen hat. „Und so kam mir in einer stillen Stunde die Erleuchtung, ihn nach Schönwerth, einen herausragenden, leider aber fast vergessenen Oberpfälzer zu benennen“. Der Redner stellte kurz den 1810 in Amberg geborenen Schönwerth, der Rechtswissenschaften studierte, Privatsekretär und später Hofsekretär des Kronprinzen Maximilian wurde und so ein bayerischer Spitzenbeamter war, vor. Schönwerth hatte den Wunsch, Sitten und Sagen seiner oberpfälzischen Heimat zu erforschen und zu sammeln – von der Wiege bis zur Bahre. Kinderspiele, Reime, Sprichwörter, Redensarten und vor allem Sagen und Märchen von denen er 500 aufzeichnete. Schwerpunkte waren Sagengestalten wie die Wilde Jagd, feurige Männer, Holz- und Wasserweiblein, Zwerge und vieles mehr. Der Fokus lag dabei im Gebiet der heutigen Gemeinden Georgenberg, Waldthurn und Pleystein, die man auch Schönwerth-Land bezeichnet. Öfters und längere Zeit weilte Schönwerth beim befreundeten Hammergutbesitzer Michael Rath, dessen Tochter Maria er später in Neuenhammer heiratete und mit der er acht Kinder hatte. 1857 erschien der erste Sammelband „Aus der Oberpfalz – Sitten und Sagen“ – zwei Bände folgten. 1886 starb Schönwerth – sein Grab ist in München, das Grabdenkmal ist heute noch erhalten. Schmidbauer gab die Antwort auf die Frage, worin nun der große Verdienst von Schönwerth liegt. „Er hat mit seinen Sammlungen und Forschungen geradezu
Unglaubliches geleistet und bietet uns dadurch auch heute noch einen umfassenden Einblick in das Denken und Arbeiten der bäuerlichen Bevölkerung im 19. Jahrhundert“.

Pfarrer Norbert Götz segnet die Schönwert-Brunnen.

„Wir wollen heute um die Verdienste von Schönwerth ein Zeichen setzen und ich danke Georg Schmidbauer, der die oft kompliziert geschriebenen Märchen dieser Zeit umschrieb und den heutigen Schulkindern präsentiert“, ergänzte Bürgermeister Beimler. Pfarrer Norbert Götz segnete nach der Enthüllung den Brunnen und erklärte, dass der Schwiegervater von Schönwerth, Michael Rath auch in Freudenberg -der früheren Wirkungsstätte des Geistlichen- gewirkt habe.