Text: Franz Völkl / Bilder: Franz Völkl und Rainer Sollfrank
Waldthurn. Dass die Wirthauskultur in früheren Jahren in der heutigen Marktgemeinde Waldthurn eine große Rolle gespielt, beweist der Heimatkundliche Arbeitskreis (HAK) Waldthurn informativ und humorvoll. Er hat sich dieses Themas angenommen und nun die Broschüre „Geschichte(n) von Waldthurner Wirtshäusern vom Bier und von anderen Begebenheiten!“ veröffentlicht. Dabei wird ein weiter Bogen von der alten Zeit bis in die heutigen Tage gespannt. Hans Pausch aus Lennesrieth meint: „Das Wirtshaus ist eine Universität, da lernst du nie aus“.
Der Vorsitzende des HAK und Heimatpfleger Georg Schmidbauer organisierte mit viel Aufwand und Engagement die Zusammenstellung der vormals vielen Wirtshäuser in Waldthurn und den Ortsteilen. „Ein besonderer Dank gilt den Wirtsleuten oder deren Angehörigen, die Material und Fotos zur Verfügung stellten“, erklärte Josef Forster, einer der „Macher“ (Druck und Gestaltung) bei der unterhaltsamen Vorstellung im Wirtshaus beim Kühnhauser. Zahlreiche Fotos stammen aus dem reichhaltigen Nachlass von Franz Bergler. Die 160-seitige reich bebilderte Broschüre gibt einen Überblick über die Geschichte des Bieres und der früheren Gasthauskultur. Allein für den Ort Waldthurn sind 26 Wirtshäuser dokumentiert. Leider sind die meisten Gaststätten schon selbst Geschichte. Über viele Originale unter den Wirten und Gästen gibt es Anekdoten zum Schmunzeln. Wie ein Pferd ins Wirtshaus kommt, einem Zechpreller oder von einem hageren, jungen Ehemann, der in 20 Minuten zwei Pfund Rohwurst verzehrt hatte, steht in den Wirtshausgeschichten.
=> weitere Bilder von der Präsentation der Waldthurner Wirtshausgeschichten
Der Waldthurner Werner Beierl berichtet von einem verspäteten Fleischküchl, das sein Opa im Waldthurner Metzger und Wirt Lepold holen sollte oder auch eine besondere Einladung zum „Gräuchert
n“ beim Wirtsheiner in Spielberg. Beierls Opa war ein echtes Waldthurner Original, der als gelernter Bierbrauer sämtliche im Ort ausgeschenkten Biere verkostet hat. „Am schönsten is dahoam, aber am gemütlichsten is im Wirtshaus“ behauptet HAK-Vorsitzender Schmidbauer, im Buch und Josef Forster hat die Geschichte des Bieres aufgearbeitet.
Herbert Kick berichtet über „A Scheisnöit“ beim Gasthof Weig (Bojer) am Bahnhof oder auch Geschichten mit und über den Wirtsheiner in Spielberg. Die Frankenrietherin Emilie Stahl erinnert sich im Buch ebenfalls genau an das Bojer – Wirtshaus in Ottenrieth.
Rainer Sollfrank hat Begebenheiten im Lennesriether Schützenhaus sowie im Gasthaus Bock in Oberbernrieth niedergeschrieben und Georg Schmidbauer blickt etwas weiter zurück in die Geschichte der Wirtshäuser. Josef Forster klärt über Rockenstube und Hutzahäuser auf und erzählt einige Wirtshauswitze. Waltraud Kühnhauser – die „Gwöll – Wirtin“ – weiß von einem verlorenen Knicker oder vom Bulldogdachl zu erzählen und Thomas Ebnet bringt durch seine Anekdoten von den Fliegenden Knödeln oder beispielsweise von der Verkupplungsstelle mitten am Marktplatz sein früheres „Wohnzimmer“ ins Spiel. Marie-Luise und Wilhelm Karl eröffneten im Januar 1967 das Cafè Karl und berichten in der Lektüre über die Eröffnungszeremonie.
zEhemalige und auch noch bestehende Gasthäuser werden in Erinnerung gebracht und Josef Kick berichtet ausführlich über den Lottner am Marktplatz. Hans-Jürgen Bergler blickt auf die Metzgerei und die Gastwirtschaft Bergler zurück. Dritter Bürgermeister Hans-Peter Reil erzählt die Entstehungsgeschichte vom „Kui“, Franz Kick über das Gasthaus Kick. Theater wurde beim Wilhelm in Spielberg gespielt und das Passstüberl in Oberbernrieth sowie der Gipfelwirt auf dem Fahrenberg dürfen natürlich auch nicht fehlen. Hans Pausch beschäftigt sich mit den Lennesriether Wirtshaus und Dr. Johannes Weig ist der Spezialist für das Albersiether Wirtshausdasein.
Themenbezogene Lieder wie „Wie spät ist es auf der Wirtshausuhr“ sangen Doris Völkl, Andrea Götz und Steffi Daubenmerkl kurz: TriAngel bei der Buchvorstellung. „Das Wirtshaus ist eine Lehrschule, man sieht was, man hört was – nur wer fragt weiß alles“, behauptete Bürgermeister Josef Beimler. Er persönlich sei bestimmt nicht am Wirtshaussterben schuld, denn er sei einer, der die Wirtshauskultur durch unzählige Besuche aufrecht hält, meinte er lächelnd.
Die Broschüre ist für eine Schutzgebühr von 7,50 Euro bei der Marktverwaltung Waldthurn, im Gänsbürgerladen, bei der Raiffeisenbank und in der Metzgerei Bergler zu erwerben.