Oberbernrieth. Obwohl es den Heimatkundliche Arbeitskreis (HAK) erst seit eineinhalb Jahren in der Marktgemeinde gibt, hat er sich in dieser kurzen Zeit zu einem echten Kulturträger mit Hang zur akribischen Arbeit, aber auch gehörigen Portion Spaß entwickelt. Am vergangenen Mittwochabend hatte der HAK zu einen unterhaltsamen, „sauguaten“ Abend rund um die frühere Hausschlachtung und um das Thema „Sau“ eingeladen.
Das Pass – Stüberl Kominowski direkt am Affenpass in Oberbernrieth platzte förmlich aus allen Nähten. Die Mitglieder des HAK um die beiden Vorsitzenden Georg Schmidbauer und Josef Forster hatten an diesem Abend an alles gedacht und zusammen mit der Wirtin Maria Kominowski ein tolles Programm auf die Beine gestellt. Zur Einstimmung wurde den vielen Besuchern aus der Region, unter ihnen die drei Waldthurner Bürgermeister Josef Beimler (CSU), Roman Bauer (Freie Wähler) sowie Hans-Peter Reil (SPD) und den Vorsitzenden der Schönwerth-Gesellschaft Hans Walbrunn aus Pleystein erst einmal eine deftige Schlachtschüssel mit Leber-Blutwurst, Kesselfleisch, Kraut und leckeren Dotsch serviert. Schlag auf Schlag ging es, als unbekannte, maskierte „Wurstsuppenfahrer“, bei Hochzeiten auch Spießrecker genannt, auftauchten, die gehört hatten, dass geschlachtet wurde und sie gerne einige „Würscht“ hätten. Dieser Wunsch wurde selbstverständlich von der Familie Kominowski erfüllt und die Wurstfahrer“ zogen mit voller Schüssel wortlos wieder ab.
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HAK – Vorsitzender Schmidbauer meinte, dass man sich an diesem Abend sauwohl fühlen könnte, denn es drehe sich alles um die „Sau“. Schmidbauer lieferte an diesem Abend eine Vielzahl an „Schweinereien“, denn ein Schwein sei etwas ganz Besonderes, wie kein anderes Tier habe es unsere Sprache geprägt. Der Sprecher sinnierte über die Begriffe wie „armes Schwein, Dreckschwein, dummes Schwein, Glücksschwein und faules Schwein“. Er sprach von saukalt, sauschön, meinte das vorgegangene Essen sei saugut gewesen und man sich jetzt deshalb sauwohl fühle. Der „innere Schweinehund“ sei ein hartnäckiges Geschöpf und stehe dafür, wenn man sich von unangenehmen Aufgaben drücken will. Gerade in der derzeitigen Jahreszeit sei es oft „sauglatt“. Bei einer tollen Party lässt man die Sau raus und schließlich musste der HAK-Chef seine „schweinischen Ausführungen“ beenden, da er seine „Sauklaue“ auf seinem Notizzettel nicht mehr lesen konnte.
Der HAK-Vorsitzende hatte einen Kassettenrekorder mitgebracht und spielte eine Aufnahme aus dem Jahr 1986 der verstorbenen Kreuzer – Resl aus Brünst vor, bei der sie anlässlich der Einweihung der Waldthurner OWV -Skihütte ein Gedicht mit dem titel: „An Sepp sei Sau“ vortrug. Die Zuhörer hatten ihre helle Freude daran und meinten, dies sei „saustark“ gewesen.
Schließlich kreuzten die zwei Krenweiber (Andrea Götz und Steffi Daubenmerkl) auf, die aus dem ländlichen Raum aus Beidl und Leuchtenberg nach Oberbernrieth gekommen waren. Sie hatten Haushaltswaren dabei, gaben aber auch Lebensweisheiten „a la Sau“ zum Besten. „Mir wissen fei immer vüll, wos d`Leit fiar a Gfrett hom, miar kannt`n Instagram und Facebook locker ersetzen“, meinte das besondere Duo selbstbewusst. Sie erzählten über Hausschlachtungen „Wea`s freia war“. Sauerkraut und Kesselfleisch, sei auch ihre Lieblingsspeis und sie erläuterten launig so manch alte Kochrezepte. Zusammen mit Schmidbauer am Schifferklavier sangen sie das oberpfälzer Erdäpfl–Lied oder auch ein Lied von der Sau: …doch es lässt sich nicht ändern, ein Schwein ist und bleibt halt a Sau“. Die beiden verkleideten Waldthurnerinnen sprachen von Leberkäs, Pressack, Gschling, Streichwurst, Knöchlsulz, Leber und Hirn und schließlich präsentierte Maria Kominowski passend zu den Ausführungen der Krenweiber eine gekochte „Schnudern“ einer Sau. Die beiden Damen meinten, dass es früher doch sehr knickrige Bauern gab, die als „Noudfickl“ lediglich eine dünne Wurstsuppe an die Wurstfahrer gaben. Unterhaltsam stellten dieKrenweiber fest, dass man das weibliche Schwein hier im Land Zuchtsau nennt, das männliche Gegenüber allerdings abfällig der Saubär sei.
Aus ihren umfangreichen Weisheiten des Abend hatten die beiden Frauen des Heimatkundlichen Arbeitskreises schließlich ein kleines Dialekträtsel mitelf Ausdrücken wie „hoigle“ oder „Schnudan“ vorbereitet – die mehr als 60 Besucher machten beim Lösen des Rätsels gerne mit. Gewonnen hat schließlich die Waldthurnerin Rosi Rühl, die ein „Kändl-Leit-Dinna“ in Form einer Kerze samt Suppenpäckchen gewann. Der Bibershofer Landwirt Gerhard Riedl erhielt einen „scharfen Genuss“ in Form von zwei Kren – (Meerrettich) Stangen. Der Waldthurner Pädagoge i.R. Sepp Kick marschierte als Drittplatzierter mit einigen original Oberpfälzer
Kartoffeln nach Hause. So ging der kurzweilige Abend im Schweinsgalopp
vorbei.
Gespannt darf man schon auf das über 220 Seiten starke Buch des HAK mit dem Thema „Schulgeschichten aus dem Waldthurner Land“ sein, das im Frühjahr erscheinen soll. Dabei haben die Mitglieder des HAK Interessantes rund um das Thema Schule aus der ganzen Region zusammengetragen. 2. HAK-Vorsitzender Josef Forster hat dabei aus vielen Einzelgeschichten ein Ganzes geformt.
Text und Bilder: Franz Völkl, Rainer Sollfrank